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Freitag, 21 Oktober 2016 10:24

Best practices: Fotografieren beim Festival of Lights

Best practices: Fotografieren beim Festival of Lights

Das diesjährige Festival of Lights ist vorbei und auch das parallel stattfindende Event Berlin leuchtet hat die Installationen abmontiert. Nach unserem fotografischen Streifzug möchten wir nun unsere Erfahrungen nutzen euch auf das nächste Jahr vorzubereiten und geben euch ein paar Tipps mit für spannende Spots, gute Zeitpunkte und nötiges Equipment. Mit inzwischen Besucherzahlen im siebenstelligen Bereich sind die beiden Events Festival of Lights (seit 2005) und Berlin Leuchtet (seit 2013) zwei der Topattraktionen in Berlin. Dabei werden bekannte Gebäude der Stadt bei Dunkelheit in meist bunten Farben beleuchtet und bieten daher entsprechende Attraktivität für Fotografen. Dabei kann man noch unterscheiden zwischen einfacher bunter Beleuchtung, projizierten Motiven und projizierten Animationen. Insbesondere letzteres erfordert eine gute Wahl des Equipments, wie wir später noch sehen werden. Aber der Reihe nach...

 

Die richtige Vorbereitung

Auf den Websites zu den beiden Events findet ihr auch Übersichtskarten, wo welche Gebäude beleuchtet werden. Natürlich konzentrieren sich im Bezirk Mitte die Spots ein wenig, hier kann man die Hauptattraktionen mit ein wenig Ausdauer relativ gut zu Fuß bewältigen. Es gibt aber auch lohnende Motive, die ein wenig außerhalb liegen und dann besser per Öffis angefahren werden sollten. Nutzt die Infos auf der Website, um euch eine realistische Tour zusammen zu stellen. Realistisch heißt dabei, dass es unmöglich ist, alle Motive an einem Abend zu schaffen. Wer Zeit hat mehrfach los zu gehen, sollte seine Touren geografisch sinnvoll aufbauen und nicht kreuz und quer durch die Stadt fahren.

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Die richtigen Spots

Geschmackssache! Natürlich sind die bekannten Bilder immer vom Brandenburger Tor, vom Berliner Dom oder vom Fernsehturm. Es lohnt sich aber durchaus auch weiter entfernte Objekte anzusteuern, die immer noch Wahrzeichen der Stadt sind, aber auf Grund ihrer Abgeschiedenheit deutlich weniger überlaufen sind. Gute Beispiele dafür sind der Berliner Funkturm, die Siegessäule oder auch die Oberbaumbrücke.

Denkt bei der Wahl eures Standortes daran, dass man nicht unbedingt direkt vor das Motiv muss. Durch die besondere Beleuchtung hebt sich das Motiv ohnehin schon deutlicher ab als sonst und entfaltet seine Wirkung ggf. sogar besser als bei kurzem Abstand.

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Der richtige Zeitpunkt

Grundsätzlich muss man sich überlegen, ob man die Motive gerne möglichst clean oder etwas belebter, also mit Menschen, darstellen möchte. Wir haben uns dieses Jahr für Letzteres entschieden, waren dann aber doch teilweise von den Menschenmassen überfordert, die sich am Wochenende in Mitte zusammen finden. Berlin ist am Wochenende Partystadt, dementsprechend voll sind die Plätze rund um den Fernsehturm, das Brandenburger Tor oder den Berliner Dom. Deutlich besser ist es unter der Woche, wer also auf weitestgehend freie Sicht steht oder keine Lust auf viele Handyknipser und Stativkrieg hat, sollte Montag-Donnerstag Abend raus gehen. Insbesondere zu späteren Uhrzeiten wird es dann sehr ruhig und man hat ggf. freie Sicht auf die Motive.

Wie ihr allerdings wisst, sind wir große Fans der blauen Stunde, dementsprechend empfehlen wir an dieser Stelle natürlich auch die relativ freistehenden Motive, auf denen auch viel Himmel zu sehen ist (z.B. Siegessäule, Brandenburger Tor, Fernsehturm) zu dieser Tageszeit abzulichten. Natürlich kann man nicht gleichzeitig überall sein und die blaue Stunde ist nun mal zeitlich begrenzt. Es macht ggf. Sinn ein Motiv mehrfach anzusteuern, um es auch zur blauen Stunde zu bekommen. Das folgende Beispiel zeigt die Siegessäule zur blauen Stunde mit wunderbarem Farbkontrast und im Gegensatz dazu das Brandenburger Tor mit langweiligem schwarzen Himmel.

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Das Wort Zeitpunkt kann sich auch auf den kleinen Moment beziehen, in dem ihr den Auslöser betätigt. Am Brandenburger Tor wurde dieses Jahr beispielsweise mit einer Projektion einer Sandmalerei die Geschichte des Mauerbaus und -falls erzählt. Während dieser Geschichte wurden die folgenden 3 Bilder gemacht, die jeweils einen völlig anderen Ausdruck haben.

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Das richtige Equipment

Wie oben bereits erwähnt, gibt es sozusagen 3 Klassen von Beleuchtungen:

  1. Einfache Farbbeleuchtung
  2. Projizierte statische Motive
  3. Projizierte Animationen

Insbesondere bei einem Streifzug durch Mitte werdet ihr auf alle drei Arten treffen und solltet daher auch auf alles vorbereitet sein.

Stativ

Grundsätzlich gehört die Kamera auf ein Stativ. Insbesondere bei den ersten beiden Klassen sind für ein rauscharmes Bild mit geringer ISO Zahl Belichtungszeiten von mehreren Sekunden erforderlich, dementsprechend ruhig muss die Kamera stehen, d.h. ohne Stativ geht es nicht.

Objektive

Dies ist stark abhängig von eurer geplanten Tour. Im Bezirk Mitte lassen es die Platzverhältnisse nicht zu, mit größeren Brennweiten zu arbeiten, bei frei stehenden Motiven sieht es anders aus. Grundsätzlich empfehlen wir aber eher etwas weitwinklig unterwegs zu sein, also im Brennweitenbereich von 24-50mm. Einzelne Objekte, wie z.B. die juristische Fakultät der HU Berlin sind als Single Shot sogar nur mit Ultraweitwinkelobjektiven zu machen. Das Beispiel hier wurde mit einer Sigmalinse auf 12mm gemacht. Wer es hat, kann auch gut ein Tiltshift-Objektiv zum Einsatz bringen, um das Problem der stürzenden Linien zu kompensieren.

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Für die ersten beiden Klassen kann die Lichtstärke des Objektivs vernachlässigt werden, hier können fehlende kleine Blendenzahlen gut durch längere Belichtungszeit ausgeglichen werden. Bei bewegten Motiven möchte man die Belichtungszeit natürlich entsprechend klein halten, hier haben lichtstarke Objektive natürlich deutliche Vorteile und das ist auch genau der Punkt an dem die Technikschlacht beginnt.

Body

Wer hat, der kann. Wie bei den Objektiven ist es für die dritte Klasse von Motiven enorm günstig einen Body zu besitzen, der kurze Belichtungszeiten bei guter Qualität erlaubt. In diesem Fall bedeutet das bei hohen ISO-Werten nur geringes Bildrauschen zu erhalten. Die Sensoren in DSLRs werden kontinuierlich weiter entwickelt und es ist wirklich erstaunlich, welche Qualität inzwischen geliefert werden kann. Die Flaggschiffe und Mittelklassemodelle der Hersteller bieten natürlich immer noch deutlich bessere Qualität als die Einsteigerkameras, dennoch solltet ihr nicht davor zurückschrecken die ISO mal etwas hoch zu drehen, denn auch in der Nachbearbeitung ist einiges möglich. Grundsätzlich bleibt es aber dabei, dass hier mit Geld viel Qualität erkauft werden kann. Wer aber nicht plant sein Bild als 25mx10m Plakat an den Reichstag zu hängen, kann sich getrost trauen auch mit der Einsteigerkamera zu experimentieren!

In der folgenden Galerie zeigen wir zunächst 2 Bilder des Berliner Doms mit statischen Motivprojektionen und dann 2 Bilder des Fernsehturms mit Standbildern aus den gezeigten Animationen.

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Die richtigen Settings

Natürlich gibt es auch hier kein Patentrezept und die Wahl der Einstellungen ist stark vom Motiv abhängig. Grundsätzlich solltet ihr darauf achten, dass ihr die Lichter nicht ausfressen lasst. Die Erfahrung zeigt, dass es schwieriger ist kaputte Lichter zu korrigieren, als abgesoffene Tiefen zu ignorieren. Denkt daran, dass euer Gehirn automatisch die hellsten Punkte im Bild stärker wahrnimmt. Dementsprechend sollte hier noch Zeichnung vorhanden sein.

Für statische Motive haben wir bei unserem Streifzug eine geringe ISO gewählt, um unnötiges Bildrauschen zu vermeiden. Die Blende wurde etwas geschlossen, um in den Bereich der optimalen Abbildungsleistung zu kommen, die eigentlich immer so im Bereich von f7.1-f11 liegt. Daraus resultieren Verschlusszeiten von bis zu 15 Sekunden. 

Bei animierten Motiven, wie auf dem Brandenburger Tor oder dem Fernsehturm war uns wichtig, dass man die tollen Motive auch tatsächlich erkennen kann, entsprechend kurz musste die Verschlusszeit gewählt werden. Werte von 0.25 Sekunden waren noch okay. Mit dem 24-105 mm auf f4 musste die ISO damit auf 2000 angehoben werden. Für die 5DM3 kein Problem, aber auch für neuere Einsteigermodelle mit kleinen Abstrichen handhabbar.

 

Das richtige Verhalten

Höflichkeit

Die Veranstaltungen sind für alle da und kein Fotograf hat Sonderrechte. Rechnet damit, dass Menschen sich vor euch stellen, in eure laufenden Belichtungen marschieren oder auch an das Stativ stoßen. Bleibt cool und bleibt höflich, bedankt euch, wenn sich Passanten Mühe geben euch nicht das Bild zu versauen. Vergesst nicht, dass ihr mit Stativ in der Regel doppelt so viel Platz weg nehmt, wie ein "normaler" Zuschauer und auch andere Leute an den schönsten Plätzen stehen möchten, um einfach nur den Blick zu genießen. Wer damit schlecht umgehen kann, sollte auf keinen Fall am Wochenende fotografieren gehen, sondern lieber auf die ruhigeren Tage unter der Woche ausweichen.

Ermöglicht es auch anderen Fotografen in die besten Spots zu rücken. Natürlich könnte man auch stundenlang an einem Punkt bleiben und 100 mal das gleiche Bild machen, aber wozu? Seid nett und macht Platz, wenn ihr habt, was ihr wolltet.

Augen auf

Achtet auf euer Equipment. Der Alexanderplatz hat nach wie vor eine der höchsten Kriminalitätsraten in Berlin, besonders beliebt sind hier Taschendiebstähle. Fotografen sind oft ein leichtes Ziel, da sie stark abgelenkt sind durch ihre Beschäftigung und mitunter ihr mitgebrachtes Equipment aus den Augen lassen. Werdet nicht zur leichten Beute, legt eure Sachen unter euer Stativ und achtet auch auf einsteckende Geldbörsen und Handys.

 

Fazit

Das Festival of Lights und Berlin leuchtet sind zwei tolle Möglichkeiten, bekannte Motive der Stadt in farblichem Glanz abzulichten. Hilfreich dafür sind eine Planung eurer Tour und clevere Wahl der Technik. Die meisten Motive erfordern ein Weitwinkelobjektiv auf Grund räumlicher Einschränkungen. Wie immer in Extremsituationen, haben es Fotografen mit HighEnd-Technik etwas leichter, sie machen dadurch aber nicht automatisch bessere Bilder. Die beste Kamera ist außerdem die, die man dabei hat! Bleibt höflich und achtet auf euer Equipment. Spaß beim Fotografieren und tolle Ergebnisse sind vorprogrammiert.


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